Kennzahlen von Fetten
Fette sind Naturprodukte. Es sind Ester aus Glycerin, Propantriol, und höheren Fettsäuren, u.a.
Fettsäuren |
Butter |
Schweine- schmalz |
Rindertalg |
Walöl |
Kokosfett |
Olivenöl |
Sonnen- blumenöl |
Leinöl |
gesättige | ||||||||
Buttersäure (C3H7COOH) |
3% |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
Laurinsäure (C11H23COOH) |
3% |
- |
- |
- |
48% |
- |
- |
- |
Palimitinsäure (C15H31COOH) |
27% |
27% |
30% |
18% |
9% |
15% |
5% |
7% |
Stearinsäure (C17H35COOH) |
10% |
14% |
20% |
1% |
3% |
2% |
2% |
3% |
andere Fettsäuren | 18% |
2% |
4% |
10% |
32% |
2% |
1% |
- |
ungesättigte | ||||||||
Ölsäure (C17H33COOH) |
30% |
45% |
39% |
32% |
6% |
71% |
27% |
18% |
Linolsäure (C17H31COOH) |
4% |
8% |
3% |
5% |
2% |
8% |
65% |
14% |
Linolensäure (C17H29COOH) |
1% |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
58% |
andere Fettsäuren | 4% |
4% |
4% |
16% |
- |
2% |
- |
- |
Schmelzbereich (in °C) |
30 bis 36 |
27 bis 29 |
42 bis 49 |
unter 0 |
20 bis 23 |
-2 bis 0 |
-18 bis +11 |
-27 bis -16 |
gesättigte Säuren:
Palmitinsäure, Hexadecansäure, Stearinsäure, Octadecansäure
ungesättigte Säuren:
Ölsäure (Oleinsäure), Octadecen(9)-säure, Linolsäure, Octadecadien(9,12)-säure, Linolensäure, Octadecatrien(9,12,15)-säure
Mineralöle sind Kohlenwasserstoff-Gemische und keine Fette.
Je mehr Doppelbindungen in einem Fett vorliegen, desto "öliger" (flüssiger) ist es; man spricht von Fettölen.
Zur Charakterisierung von Fetten sind eine Reihe von Kennzahlen eingeführt worden. Nur einige wichtige von ihnen werden hier besprochen.
I Säurezahl ( oder Neutralisationszahl)
Frische Fette enthalten im allgemeinen kaum freie, unveresterte Säuren. Ältere Fette werden durch Feuchtigkeit unter Einwirkung von Licht und Mikroorganismen zunehmend verseift; sie werden ranzig und sauer.
Die Säurezahl SZ (oder Neutralisationszahl NZ) gibt an, wieviel Milligramm Kaliumhydroxid zur Neutralisation der in 1 Gramm Fett enthaltenen freien Säuren erforderlich sind.
Eine analytisch genaue Einwaage von etwa 5 g Fett wird in 50 ml Ether-Ethanol-Gemisch 1:1 gelöst und mit 0,1 mol/l Kalilauge aus einer Mikrobürette gegen Phenolphatalein rasch titriert.
Aufgabe:
Es wurde die Säurezahl eines Leinöls bestimmt. Einwaage: 5,304 g. Verbrauch: 6,07 ml 0,1 mol/l KOH / t = 1,013 (t = Titer der KOH)
Rechengang 1:
1 ml der eingesetzten Lauge enthält 5,6109 * 1,013 mg KOH (r.S.)
6,07 ml der eingesetzten Lauge enthalten 5,6109 * 1,013 * 6,07 = 34,5 mg KOH (r.S.)
5,304 g Leinöl erfordern 34,5 mg KOH
1 g Leinöl erforderte (34,5 mg * 1 g) / 5,304 g = 6,5 mg KOH
Rechengang 2:
SZ = (M (KOH) / z) * c * V * t * (1/mE)
SZ = (56,109 * 0,1 * 6,07 * 1,013) / (1 * 5,304)
SZ = 6,5 mg KOH / g
Die Säurezahl des untersuchten Leinöls beträgt SZ = 6,5 mg KOH / g.
Auch in Mineralölen, z.B. Schmierölen, liegen freie Säuren vor, die Korrosion hervorrufen können.
Auch zur Beurteilung von Mineralölen wird daher die Säure- bzw. Neutralisationszahl durch eine Titration mit Kalilauge bestimmt. Das Verfahren ist nach DIN 51 558 genormt.
II Verseifungszahl
Die Verseifungszahl VZ gibt an, wieviel Milligramm Kaliumhydroxid gebraucht werden, um die in 1 Gramm Fett enthaltenen freien Säuren zu neutralisieren und die veresterten Säuren zu verseifen. Es entstehen dabei die Kaliumsalze der Säuren.
Eine analytisch genaue Einwaage von etwa 2 g Fett wird mit einem abgemessenen Volumen eingestellter alkoholischer Kalilauge am Rückfluß gekocht. Der Überschuß an Lauge wird mit Salzsäure zurücktitriert.
Aufgabe:
Es wurde die Verseifungszahl eines Leinöls bestimmt. Einwaage: 1,921 g. Vorlage: 30 ml 0,5 mol/l alkoholische Kalilauge / t = 1,018. Verbrauch bei der Rücktitration: 17,35 ml 0,5 mol/l Salzsäure.
Rechengang 1:
1 ml 0,5 mol/l KOH enthält 28,055 mg KOH (r.S.)
(30 ml * 1,018 - 17,35 ml) = 13,19 ml 0,5 mol/l KOH
13,19 ml 0,5 mol/l KOH enthalten 28,055 * 13,19 = 370,0 mg KOH
1,921 g Leinöl erforderten 370,0 mg KOH
1 g Leinöl erforderte (370,0 mg * 1 g) / 1,921 g = 192,6 mg KOH
Rechengang 2:
VZ = (M(KOH) / z) * c * V * t * (1/mE)
VZ = ( 56,109 * 0,5 * (30 * 1,018 - 17,35 )) / 1,921
VZ = 192,6 mg KOH/g
Die Verseifungszahl des untersuchten Leinöls beträgt VZ = 193 mg KOH/g.
III Esterzahl
Als Differenz von Verseifungszahl VZ und Säurezahl SZ ergibt sich die Esterzahl EZ.
VZ - SZ = EZ. Die Esterzahl des Leinöls der vorherigen Aufgaben wäre somit:
EZ = 192,6 - 6,5 = 186,1 mg KOH/g
VI Iodzahl
Als Maß für den ungesättigten Charakter der in einem Fett enthaltenen Säuren wurde die Iodzahl eingeführt.
"Ungesättigte Fettsäuren" sind ein wichtiger Bestandteil in unserer Nahrung. Unter dem Begriff "ungesättigt", versteht der Chemiker Doppelbindungen zwischen zwei Kohlenstoffatomen, die nicht vollständig mit Wasserstoff abgesättigt sind.
Die Iodzahl gibt an, wieviel Gramm Iod von 100 Gramm Fett addiert werden.
Es gibt mehrere experimentelle Bestimmungsmethoden der Iodzahl. Hier wird die Methode nach Wijs zugrunde gelegt ( DIN 53 241)
Reaktionslösung nach Wijs ist eine Lösung von Iodtrichlorid und Iod in einem Gemisch von Tetrachlormethan (CCl4) und Essigsäure. 5 ml dieser Lösung sollen zwischen 9,8 und 10 ml 0,1 mol/l Na2S2O3-Lösung verbrauchen. Ihre Konzentration ist daher c = 0,1 mol/l ( ca. 0,2/2 mol/l). Die Einwaage an Fett bzw. Öl richtet sich nach der zu erwartenden Iodzahl.
Sie beträgt bei einer Iodzahl von 100...150; mE ca. 0,2 g, von 150...200; mE ca. 0,15 g. Die Probe wird in 15 ml CCl4 gelöst und mit 25 ml Wijs-Lösung versetzt. Der Kolben wird verschlossen, leicht geschüttelt und 1 Stunde im Dunkeln bei 20 °C stehen gelassen. Nach Zugabe von 20 ml gesättigter KI-Lösung und 150 ml Wasser, wird unter kräftigem Schütteln mit 0,1 mol/l Na2S2O3-Lösung titriert (Verbrauch: Vp ml). In gleicher Weise wird ein Blindversuch (ohne Öl) mit gleichen Reagenzmengen durchgeführt (Verbrauch: VB ml).
Aufgabe:
Es wurde die Iodzahl eines Leinöls bestimmt. Einwaage: mE = 0,1216 g. Verbrauch bei der Blindtitration VB = 41,50 ml, bei der Titration des Öls VP = 23,80 ml 0,1 mol/l Na2S2O3-Lösung / t = 0,983.
Überlegung und Rechengang:
Gegenüber der Blindtitration wurde bei der Titration des Öls weniger Thiosulfatlösung verbraucht, d.h. weniger Iod angezeigt. Der Differenzwert an Iod wurde an die Kohlenstoff-Doppelbindungen des Öls addiert.
Dem addierten Iod sind (41,50 ml - 23,80 ml) * 0,983 = 17,40 ml 0,1 mol/l Na2S2O3 äquivalent.
1 ml 0,1 mol/l Na2S2O3 zeigt an 12,691 mg Iod
17,40 ml 0,1 mol/l Na2S2O3 zeigen an 12,691 * 17,40 = 220,8 mg Iod
0,1216 g Leinöl addierten 0,2208 g Iod
100 g Leinöl addierten x g Iod
x = 181,6 g Iod
Die Iodzahl des untersuchten Leinöls beträgt IZ = 182 g Iod / 100g.
Wird mit einer 0,1 mol/l Na2S2O3-Lösung titriert, dann errechnet sich die Iodzahl auch nach der Gleichung:
Iodzahl = [( VB - VP) * 1,269)] / mE Einheit: g (Iod) / 100 g Fett
Halogenüberschuß = [VP / (VB - VP)] * 100 Einheit: %
Hierin ist VP der Verbrauch an 0,1 mol/l Na2S2O3-Lösung in ml bei der Titration der Probe,
VB der Verbrauch in ml bei der Blindprobe
mE die Einwaage in Gramm.
Der Halogenüberschuß am Ende der Reaktion muß mindestens 100% betragen.